Nie wieder Spessart!


Dabei hatte alles so schön angefangen:
Am Samstag nach Weihnachten, als wir zu unserer Wanderung zwischen den Jahren aufgebrochen sind,
hatte es rechtzeitig am Vormittag aufgehört zu regnen,
und so sind wir frohen Mutes und ohne klare Zielvorstellung mit dem Bus losgefahren -
das schont die Füße.
Wir befuhren gerade die Landstraße in Richtung Mespelbrunn, dem Herzen des Spessarts,
als wir zur Rechten im Feld eine Kapelle entdeckten,
und das war der entscheidende Fehler:
Der Bus verließ die befestigte Straße und bog in den Feldweg zu dieser Andachtsstätte ein.




Dort angekommen, wollten wir in der Kapelle - nach Art des Kirchenchors - ein frohes Lied singen,
doch stellte sich schnell heraus,
daß das Gotteshäuschen für unseren Chor viel zu klein war,
und außerdem war es abgeschlossen.




























So sind wir wieder in den Bus zurückgekehrt
und auf der Suche nach einer Wendemöglichkeit den schmalen Weg weitergefahren,
bis der Bus im Waldesinneren plötzlich stehenblieb.




Was uns erst allmählich klar wurde:
Er war angehalten worden,
von einer Gruppe bewaffneter Leute,
die uns den Weg versperrten und sich um den Bus scharten.








Sie sahen etwas ungepflegt und wenig vertrauenswürdig aus,
trugen anscheinend Second-Hand-Kleidung,
die an manchen Stellen schon etwas reparaturbedürftig war,
und zwangen uns mit Handfeuerwaffen älterer Bauart, den Bus zu öffnen.




Einige von ihnen drangen in den Bus ein und forderten uns auf, auszusteigen.




Dabei legten sie unserem Chorleiter
und der Frau eines gutsituierten Unternehmers aus Münster Fesseln an
und zerrten sie ein Stück in den Wald hinein.




Die übrigen Reisenden trieben sie mit Waffengewalt hinterher.












An einem kräftigen Baum angekommen,
legten sie dem Chorleiter eine Schlinge um den Hals
und drohten, ihn vor aller Augen aufzuhängen.












Um die Wahrheit über seine Tätigkeit und Vermögensverhältnisse
aus ihm herauszupressen,
flößten sie ihm dreimal ihre "Wahrheitstropfen",








ein ominöses Gebräu aus wohl eigener Herstellung, ein
und begannen, die Schlinge um seinen Hals bedrohlich anzuziehen.
















Wir überlegten bereits voller Sorge,
wo wir auf die Schnelle einen neuen Dirigenten hernehmen sollten,
so wir denn überhaupt noch einen bräuchten.




Als sie jedoch von unserem Chorleiter gehört hatten,
was sie wissen wollten, ließen sie von ihm ab
und wandten sich der Unternehmersgattin zu.




















Sie setzen ihr ähnlich hart zu, bis auch dieses Ehepaar seine Bilanzen offenlegte.




































































Dann wurden die übrigen Reiseteilnehmer gefoltert:
























Auch sie wurden gezwungen, die "Wahrheitstropfen" zu schlucken












sowie ihre sämtlichen Wertgegenstände herauszugeben,












und dann ließen die mutmaßlichen Verbrecher
auch noch einige ihrer sogenannten Lieder erschallen,












für das feine Gehör geübter Kirchenchorsänger eine besonders schmerzhafte Tortur.
















Dies und auch die gezielte Auswahl ihrer prominenten Opfer
lassen darauf schließen, daß die Täter über Insider-Wissen verfügten.
































Es handelte sich bei ihnen um etwa zehn Männer und Frauen mittleren Alters,
die mainfränkisch gefärbtes Deutsch sprachen,
und eine junge Frau, die sogar recht gut ausgesehen haben müßte,
wenn da nicht ihre unvorteilhafte Kleidung gewesen wäre.
















Bei diesem Anblick fragte man sich unwillkürlich,
ob nicht auch unsere Gesellschaft - zumindest teilweise - versagt hat,
wenn ein hübsches junges Mädchen derart auf die schiefe Bahn geraten konnte,
und ob hier nicht eine Resozialisierung machbar und auch dringend geboten wäre.












Nach einer Weile erkannten wir,
daß diese Leute eine Schwäche für gute Musik hatten.
















Das wurde auch durch ihr Manifest bestätigt,












das sie uns - sogar in gedruckter Form - vorlegten.
















Um uns aus ihrer Gewalt zu befreien,
boten wir ihnen das kostbarste Einzelstück aus dem Kirchenchorrepertoire an,
den Zottelmarsch.












Die Darbietung schien den Kriminellen zumindest so gut zu gefallen,
daß sie alle ihre Opfer umgehend freiließen -












vielleicht befürchteten sie auch,
wir könnten ihnen mit einigen lateinischen Chorälen übel zusetzen.












Den Bus mußten wir allerdings dort stehenlassen












und versuchen, uns zu Fuß durch den Wald in Sicherheit zu bringen.
























Nach einer Weile erreichten wir -
vom Schreck immer noch deutlich gezeichnet -
tatsächlich ein Gasthaus,
nämlich die mitten im Wald gelegene "Hohe Wart",
und konnten uns dort für's erste von dem Schock erholen
und bei einer deftigen Mahlzeit stärken.




Dabei erfuhren wir, daß derartige Raubüberfälle
in dieser Gegend schon häufiger vorgekommen seien
und die Gesetzeshüter offenbar nicht einmal versuchten,
diesen Kriminellen das Handwerk zu legen.
















Um den zwielichtigen Gestalten nicht nochmals in die Hände zu fallen,
sind wir auf einem anderen Weg ins nahe Dorf Volkersbrunn marschiert
und dort zu Kaffee und Kuchen eingekehrt,
bevor uns unser Fahrer,
der inzwischen durch mutiges, zähes und besonnenes Verhandeln
auch seinen Bus wieder freibekommen konnte,
wohlbehalten nach Hause fuhr.
















Um den Reiseteilnehmern etwas Zeit einzuräumen,
die schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten und zu bewältigen,
werden wir in den nächsten Wochen die Chorproben ausfallen lassen.
Voraussichtlich treffen wir uns erst wieder
am Freitag, dem 17. Januar 2003 um 20 Uhr zur Chorprobe im alten Schwesternhaus.


Der Kirchenchor - auf ein gutes neues Jahr!


Hier noch einmal der ganze Bericht ohne die störenden Bilder:


Nie wieder Spessart!


Dabei hatte alles so schön angefangen:
Am Samstag nach Weihnachten, als wir zu unserer Wanderung zwischen den Jahren aufgebrochen sind,
hatte es rechtzeitig am Vormittag aufgehört zu regnen,
und so sind wir frohen Mutes und ohne klare Zielvorstellung mit dem Bus losgefahren -
das schont die Füße.
Wir befuhren gerade die Landstraße in Richtung Mespelbrunn, dem Herzen des Spessarts,
als wir zur Rechten im Feld eine Kapelle entdeckten,
und das war der entscheidende Fehler:
Der Bus verließ die befestigte Straße und bog in den Feldweg zu dieser Andachtsstätte ein.
Dort angekommen, wollten wir in der Kapelle - nach Art des Kirchenchors - ein frohes Lied singen,
doch stellte sich schnell heraus,
daß das Gotteshäuschen für unseren Chor viel zu klein war,
und außerdem war es abgeschlossen.
So sind wir wieder in den Bus zurückgekehrt
und auf der Suche nach einer Wendemöglichkeit den schmalen Weg weitergefahren,
bis der Bus im Waldesinneren plötzlich stehenblieb.
Was uns erst allmählich klar wurde:
Er war angehalten worden,
von einer Gruppe bewaffneter Leute,
die uns den Weg versperrten und sich um den Bus scharten.
Sie sahen etwas ungepflegt und wenig vertrauenswürdig aus,
trugen anscheinend Second-Hand-Kleidung,
die an manchen Stellen schon etwas reparaturbedürftig war,
und zwangen uns mit Handfeuerwaffen älterer Bauart, den Bus zu öffnen.
Einige von ihnen drangen in den Bus ein und forderten uns auf, auszusteigen.
Dabei legten sie unserem Chorleiter
und der Frau eines gutsituierten Unternehmers aus Münster Fesseln an
und zerrten sie ein Stück in den Wald hinein.
Die übrigen Reisenden trieben sie mit Waffengewalt hinterher.
An einem kräftigen Baum angekommen,
legten sie dem Chorleiter eine Schlinge um den Hals
und drohten, ihn vor aller Augen aufzuhängen.
Um die Wahrheit über seine Tätigkeit und Vermögensverhältnisse
aus ihm herauszupressen,
flößten sie ihm dreimal ihre "Wahrheitstropfen",
ein ominöses Gebräu aus wohl eigener Herstellung, ein
und begannen, die Schlinge um seinen Hals bedrohlich anzuziehen.
Wir überlegten bereits voller Sorge,
wo wir auf die Schnelle einen neuen Dirigenten hernehmen sollten,
so wir denn überhaupt noch einen bräuchten.
Als sie jedoch von unserem Chorleiter gehört hatten,
was sie wissen wollten, ließen sie von ihm ab
und wandten sich der Unternehmersgattin zu.
Sie setzen ihr ähnlich hart zu, bis auch dieses Ehepaar seine Bilanzen offenlegte.
Dann wurden die übrigen Reiseteilnehmer gefoltert:
Auch sie wurden gezwungen, die "Wahrheitstropfen" zu schlucken
sowie ihre sämtlichen Wertgegenstände herauszugeben,
und dann ließen die mutmaßlichen Verbrecher
auch noch einige ihrer sogenannten Lieder erschallen,
für das feine Gehör geübter Kirchenchorsänger eine besonders schmerzhafte Tortur.
Dies und auch die gezielte Auswahl ihrer prominenten Opfer
lassen darauf schließen, daß die Täter über Insider-Wissen verfügten.
Es handelte sich bei ihnen um etwa zehn Männer und Frauen mittleren Alters,
die mainfränkisch gefärbtes Deutsch sprachen,
und eine junge Frau, die sogar recht gut ausgesehen haben müßte,
wenn da nicht ihre unvorteilhafte Kleidung gewesen wäre.
Bei diesem Anblick fragte man sich unwillkürlich,
ob nicht auch unsere Gesellschaft - zumindest teilweise - versagt hat,
wenn ein hübsches junges Mädchen derart auf die schiefe Bahn geraten konnte,
und ob hier nicht eine Resozialisierung machbar und auch dringend geboten wäre.
Nach einer Weile erkannten wir,
daß diese Leute eine Schwäche für gute Musik hatten.
Das wurde auch durch ihr Manifest bestätigt,
das sie uns - sogar in gedruckter Form - vorlegten.
Um uns aus ihrer Gewalt zu befreien,
boten wir ihnen das kostbarste Einzelstück aus dem Kirchenchorrepertoire an,
den Zottelmarsch.
Die Darbietung schien den Kriminellen zumindest so gut zu gefallen,
daß sie alle ihre Opfer umgehend freiließen -
vielleicht befürchteten sie auch,
wir könnten ihnen mit einigen lateinischen Chorälen übel zusetzen.
Den Bus mußten wir allerdings dort stehenlassen
und versuchen, uns zu Fuß durch den Wald in Sicherheit zu bringen.
Nach einer Weile erreichten wir -
vom Schreck immer noch deutlich gezeichnet -
tatsächlich ein Gasthaus,
nämlich die mitten im Wald gelegene "Hohe Wart",
und konnten uns dort für's erste von dem Schock erholen
und bei einer deftigen Mahlzeit stärken.
Dabei erfuhren wir, daß derartige Raubüberfälle
in dieser Gegend schon häufiger vorgekommen seien
und die Gesetzeshüter offenbar nicht einmal versuchten,
diesen Kriminellen das Handwerk zu legen.
Um den zwielichtigen Gestalten nicht nochmals in die Hände zu fallen,
sind wir auf einem anderen Weg ins nahe Dorf Volkersbrunn marschiert
und dort zu Kaffee und Kuchen eingekehrt,
bevor uns unser Fahrer,
der inzwischen durch mutiges, zähes und besonnenes Verhandeln
auch seinen Bus wieder freibekommen konnte,
wohlbehalten nach Hause fuhr.
Um den Reiseteilnehmern etwas Zeit einzuräumen,
die schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten und zu bewältigen,
werden wir in den nächsten Wochen die Chorproben ausfallen lassen.
Voraussichtlich treffen wir uns erst wieder
am Freitag, dem 17. Januar 2003 um 20 Uhr zur Chorprobe im alten Schwesternhaus.

Der Kirchenchor - auf ein gutes neues Jahr!

Stand: 2002-12-28